Der König von Buschütten und seine Hofnärrinen – der Buschütten Triathlon: eine Männerveranstaltung gegen die Zeit

Ein Kommentar zur Diskriminierung im TriathlonsportDer Buschütten-Triathlon, ein Dorfwettkampf der Größe des Ironman Hawaii. Für den Wunsch des Veranstalters, die Elite der Triathlonwelt in das kleine Dorf im Siegerland zu holen, wurde tief in die Kasse gegriffen, mit einem entscheidenden Schönheitsfehler: Frauen haben hier keinen Platz. Ob der Veranstalter den Dorfveranstaltungscharakter im Frauenfeld absichtlich beibehalten wollte, oder einfach die Profi-Frauen anderweitig beschäftigt waren, spielt hierbei keine Rolle. Fakt ist der erschütternde Umgang mit den Frauen, die am Start waren. Denn was herauskam, ist eine Zweiklassengesellschaft, die trotz aller Genderdebatten in der Realität mal wieder deutlich wird.So wurde vor lauter Weltmeister-Wahn doch glatt vergessen den führenden Frauen eine Begleitefahrrad zur Seite und vor lauter Profi-Pathos der Siegerin ebenfalls ein Zielbanner zur Verfügung zu stellen. Vor lauter Elite-Ekstase wurde die Ankunft der Siegerin der Frauen im Ziel übersehen. Vor lauter Antrittsgeld-Abgaben musste der Pokal der Frauen wohl 30 cm kleiner ausfallen, als der der Männer. Niemand erwartet, dass die Siegerin der Frauen, Julia Sydow, die gleiche mediale Aufmerksamkeit erhält, wie ein Andy Böcherer, ein Florian Angert oder ein Patrick Lange.Aber ist es zu viel verlangt, auch ihr ein Zielbanner bereit zu halten? Ist es nicht selbstverständlich die Topplatzierten Frauen ebenso frenetisch anzukündigen, wenn sie in den Zielkanal einlaufen? Waren die Fahrräder knapp oder warum gab es nur für die Männer Führrungsfahrräder, die bei jedem Kerwelauf heutzutage für die drei erstplatzierten Frauen und Männer üblich sind. Ja, ist es nicht peinlich, dem Sieger einen goldenen Pokal von einem halben Meter Höhe zu überreichen und wenige Sekunden vorher der Siegerin einen von keinen 20 cm auszuhändigen, aber möglicherweise Gelder für Elitestarter auszugeben. Ist das alles wirklich euer ernst, oder ein misslungener Scherz eines Männerstammtischs zum Thema Integration der Begriffe Karneval und Triathlon in die Frau? Mir kommt bei diesem Thema immer wieder ein Bild in den Sinn: Der Ironman Hawaii 2017: Es tobt ein spannender Kampf um die Plätze im Frauenrennen, dem in 14 h Übertragung kaum eine halbe Stunde geschenkt wird. Stattdessen wird gefühlte Stunden ein stehender oder gehender Jan Frodeno gezeigt. Vor lauter Kaffee hatte die Redaktion hier wohl keinen guten Riecher.Ein anderes Beispiel: Eine große deutsche Universität schreibt in ihrer Prüfungsordnung: „In dieser Satzung ist nur die weibliche Sprachform gewählt worden. Alle personenbezogenen Aussagen gelten jedoch stets für Frauen und Männer gleichermaßen.“ Ein Musterbeispiel für die Genderisierung. Bei einer Uni-internen Laufveranstaltung scheint man es mit der Gleichstellung jedoch nicht ganz so ernst zu nehmen oder sollte man sagen konsequent? Nach dem Motto „In diesem Wettkampf erfolgt nur eine weibliche Ehrung. Alle personenbezogenen Aussagen gelten jedoch stets für Frauen und Männer gleichermaßen.“, erhielt die Siegerin der Frauen einen „Trostpreis“. Traurig. Es ist wahr, bei vielen Veranstaltungen ist die Leistungsdichte im Männerfeld größer als bei den Frauen. Mit einer unterschiedliche Abstufung der Preisgelder wird hier oftmals versucht, die richtige Balance zu finden, gleichwertige Leistungen gerecht zu ehren. Ein richtiger Ansatz, wie ich finde, der explizit nicht auf jeden kleinen Wettkampf übertragen werden kann. Dort sollte dann die Gleichbehandlung gelten. In einem Volkswettkampf kann sich hoffentlich jeder freuen, auch wenn der Pokal des Zweitplatzierten in der AK M45 größer ist, als der der Drittplatzierten der AK W25, obwohl letztere Altersklasse besser besetzt war. Um dem Ganzen die Krone aufzusetzen, zurück zum Wettkampf in Buschütten.Ja, einen Namen muss man sich verdienen. Doch, wie man sieht, ist es häufig nicht nur der Name, der den Unterschied ausmacht. Durch ihren ersten Platz mit fast vier Minuten Vorsprung zumindest hat es Julia Sydow geschafft, auf dem Treppchen auf gleicher Stufe mit Andy Böcherer zu stehen. Eine tolle Leistung, auch wenn ihr die Ehre des Siegerbanners verwehrt blieb und ihr Pokal kleiner ist als der ihres männlichen Kollegen. Vielleicht kommen wir irgendwann auch zu einem Punkt, an dem Frauen auch auf gleicher Ebene wahrgenommen werden.Ein letztes Wort zur Veranstaltung des Buschütten-Triathlons:Man kann alle Weltmeister der vergangenen Jahre einladen und ist in meinen Augen nicht würdig, einen König zu krönen, wenn die Königin währenddessen den Hofnarr spielen muss.