Von Dreifach-Kurbeln und 30-Werden – oder: wie man dem als Triathlet entgeht

Ich werde 30. Eine Zahl, die nicht nur dem deutschen Raser innerorts Schweißperlen auf die Stirn treibt. 30... Das letzte Mal, dass ich eine drei vorne stehen hatte, war, tja, vor 27 Jahren als ich eben drei Jahre alt war. Dreißig, eine Zahl über die Radfahrer nur müde lächeln, wenn sie über die Gänge an ihrem Fahrrad und die damit verbundenen Dreifach-Kurbel reden. Allein, dass ich weiß, dass es je eine Dreifach-Kurbel gegeben hat, zeigt bereits mein greises Alter. Und vielleicht, dass sechs meiner sieben Sport-Zweiräder noch mit 2x10fach Schaltung ausgestattet sind. Auch alt, aber noch lange keine Dreifach-Kurbel. Dreißig, die einzige Zehnerzahl, die nicht mit -zig am Ende geschrieben wird, sondern mit ß. Muttersprachlern fällt so was selten auf, daher hier für euch extra erwähnt. Dreißig, beim Marathon die Zeit für den Mann mit dem Hammer. Dank unserer heutigen Lebenserwartungen hoffe ich jedoch stark die 42,195 Jahre zu überleben. Zum Glück bin ich Triathlet, Langdistanz-Triathlet: 226 Jahre sind mir gewiss. 

Manche fallen mit diesem Geburtstag in ein emotionales Loch, eine frühzeitige Midlife-Crisis. Man fragt sich, wo man steht, was man schon erreicht hat. Reflektiert sein bisheriges Leben, wie ein Reh auf einer Landstraße. Man fängt an Klassentreffen zu meiden, hätte man sie nicht bereits seit zehn Jahren eh schon ignoriert, weil einem die Typen bereits damals schon viel zu lange auf die Nerven gegangen sind, als dass man einen weiteren Abend mit ihnen verbringen möchte. Ein beliebter Ausweg aus der Situation ist für viele das Training auf einen Marathon oder Ironman. Stellt dies nach einem halben Dutzend Langdistanz-Finishs keine Herausforderung mehr da, muss man sich etwas Neues suchen. ‚Dreißig‘ schluchze ich und binde meine Laufschuhe für einen Dauerlauf. So lange ich noch die Kilometer laufen kann, wie alt ich bin, ist alles gut, denke ich mir!

Für Triathleten zählt so richtig ja auch nur der Geburtstag alle fünf Jahre, wenn es wieder mal Zeit ist die Altersklasse zu wechseln. Also AK25, AK30… Ab der AK40 wird es wieder leichter, da kann man sich darauf freuen, der jüngste der Altersklasse zu sein, bis dahin ist jedoch jeder Wechsel der Altersklasse ein Schritt Richtung stärkere Gegner. So gesehen, wäre es mit meinem Geburtstag für mich auch wieder mal an der Zeit gewesen, der Jüngste zu sein. Mit dem Lösen einer Profi-Lizenz lässt sich allerdings dieses Problem einfach umgehen. Keine Altersklassen, alle gleich! So konnte ich das Älterwerden zumindest für mal sehen wie lange noch hinauszögern. Und die besten Jahre im Triathlon liegen hoffentlich auch noch vor mir! Und im Leben auch.

Ja, die DDR habe ich noch miterlebt, werde ich irgendwann meinen Enkeln erzählen. Ich verschweige die Dauer und dass die Mauer schon gefallen war. Mit großen Augen werden sie mich anschauen und sagen: Großvater, erzähl uns von Dreifach-Kurbeln! Ich kraule meinen langen weißen Bart und seufze: Dreifachkurbeln, das waren noch Zeiten! Und fange an zu erzählen…

 

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